Alle Sinne ansprechen. Die Philosphie zum Ausdruck bringen. Terroir sichtbar machen. Die eigene Handschrift und den unverkennbaren Charakter der eigenen Weine wiedergeben. Auch die Architektur ist dafür entscheidend. Großartig ist dies beim Weingut Klumpp gelungen. Das Interview führte Christina Lennhof.
Aus Sicht eines Winzers: Was macht den Kraichgau für Sie als Weinregion so spannend?
Andreas Klumpp: Es gibt für jeden Winzer zwei feste Faktoren, die er nicht beeinflussen kann, gleichzeitig aber größten Einfluss auf den späteren Wein haben – diese Faktoren sind der Untergrund und das Mikroklima. Wir haben in beiderlei Hinsicht
das große Glück, dass sich unser Weingut exakt hier befindet, denn nirgendwo sonst in deutschen Weinbaugebieten gibt es auf einem so kleinen geografischen Raum eine derart große Vielfalt unterschiedlicher Böden. Oft entscheiden nur wenige
hundert Meter, ob der Boden sehr schwer, also besonders tonhaltig, oder eher leicht, also sandig ist. Ebenso verhält es sich mit dem Steinanteil im Oberboden und dem Ausgangsgestein (überwiegend Muschelkalk) im Untergrund. Kurzum, der
Kraichgau bietet für uns eine herrliche Spielwiese auf der wir für viele unterschiedliche Rebsorten die perfekten Bedingungen vorfinden und das bei optimalem Klima.
Wie beschreiben Sie Ihr Weingut in wenigen Worten?
Andreas Klumpp: Wir sind ein junges, dynamisches Weingut, das nach der Devise „back to the roots“ biologische Weine in kompromissloser Qualität produziert.
Welche Rebsorten bauen Sie an?
Andreas Klumpp: Klassisch für Baden liegt der Schwerpunktauch bei uns auf den Burgundersorten (Weißburgunder, Auxerrois, Grauburgunder, Chardonnay und Spätburgunder). Durch die nördliche Lage unseres Weingutes zwischen Karlsruhe und Heidelberg sind wir Grenzgänger zu den Weinregionen Pfalz und Württemberg, so dass zusätzlich auch Riesling, Blaufränkisch und St. Laurent eine wichtige Rolle spielen.
2015 haben Sie den Neu- und Umbau Ihres Weinguts fertig gestellt, worauf haben Sie dabei besonderen Wert gelegt?
Andreas Klumpp: Uns war es wichtig, dass sich die Qualität unserer Weine, die von Garmisch-Patenkirchen bis Sylt in der deutschen Top-Gastronomie vertreten sind, auch in der Architektur widerspiegeln. Wir wollten für Weininteressierte einen Ort schaffen, an dem man sich wohl fühlt und in entspannter Atmosphäre unsere Weine verkosten kann – ohne Schnickschnack und ohne Hochglanz. Dementsprechend fühlt man sich in unserem Verkostungsraum eher wie in einem Wohn- und Esszimmer mit hochwertigen und ehrlichen Naturmaterialien. Die Vinothek befindet sich direkt über den Weinkellern. Hier lassen wir gerne alle besonders Interessierten noch tiefer in die Materie Wein blicken.
Heute spricht man ja von einer Markenarchitektur. Was möchten Sie mit der Architektur über die Marke Klumpp zum Ausdruck bringen? Inwiefern wurde hier der Marke Raum und Identität gegeben?
Andreas Klumpp: Unsere Weine haben eine ganz klare Stilistik, die wir in der Architektur mit klaren Formen widerspiegeln wollten. Darüber hinaus sind wir bereits seit 21 Jahren ein ökologisch arbeitendes Weingut. Somit war uns auch wichtig, dass wir ausschließlich natürliche und ehrliche Materialien verwenden. Und als letzter und wichtigster Punkt: Herzblut, sehr viel Herzblut und Passion bei allem was wir tun, auch das war uns sehr wichtig mit dem Neubau zu transportieren.
Funktionale Aspekte versus ästhetisch-gestalterische Aspekte – wie wurde hier ein optimaler Weg gefunden?
Andreas Klumpp: Alle Elemente wie Schränke oder Schubladen wurden ohne Griffe fließend in die Möbelstücke integriert, so dass die Funktionen nur bei Benutzung sichtbar werden. Auch in unseren Kellern haben wir versucht alle Rohrleitungen möglichst
gut „getarnt“ zu verbauen und den Rest regelt ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept.
Gab es Vorbilder?
Andreas Klumpp: Wir haben so lange auf den Moment hin gearbeitet, um uns den Traum des Neu- und Umbaus zu verwirklichen, dass die Vorstellungen schon sehr konkret waren. Die Funktionalität der Arbeitsbereiche hat viel von der Architektur vorgegeben, da der Neubau natürlich nicht nur optisch wichtig für unser Weingut war, sondern auch Arbeitsabläufe vereinfacht werden sollten. Direkte Vorbilder gab es keine, da wir uns im Bau selbst verwirklichen, aber nichts kopieren wollten.
Wie ist das Feedback Ihrer Gäste?
Andreas Klumpp: Unsere Gäste fühlen sich bei uns sehr wohl.
Das ist die größte Auszeichnung!